Die Kerzenfabrik in Vevey wird zu klein und Daniel Peter und sein Bruder Julien suchen ein neues Gebäude.

Nördlich des Bahnhofs von Vevey ist Anfang des 19. Jahrhunderts ein ganzes Industrieviertel, « Les Bosquets » , erblüht. Das Wasser des Kanals der Monneresse als hydraulische Energiequelle und die Bahnstrecke als Verbindung zum Hinterland bieten ideale Bedingungen für damalige Produktionsstätten.

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Daniel Peter erwirbt 1861 gemeinsam mit seinem Bruder Julien seine erste Fabrik, wo sie zuerst weiter Kerzen produzieren.

Die Brüder kaufen von den Erben von François-Louis Cailler deren ehemalige Fabrik im Viertel « Les Bosquets ». Die Konkurrenz ist gross, da sich auch andere Schokoladenfabriken in der Region befinden. Eine Klausel des Kaufvertrags verbietet es den Brüdern allerdings in den ersten fünf Jahren Schokolade in ihrer neuen Fabrik zu produzieren. Deshalb stellen sie auch weiter Kerzen her. In diesem Industrieviertel produziert Henri Nestlé sein berühmtes Kindermehl und Louis Ormond seine Zigarren.

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Daniel und sein Bruder Julien gründen 1867 Peter "Cailler und Cie" um in ihrer Fabrik ihre eigene Schokolade zu produzieren.

Die Witwe Clément hatte sich bereits 1866 vollständig aus dem Geschäft zurückgezogen, die fünf Jahre der Verbotsklausel sind verstrichen und Daniel und Julien Peter können jetzt frei handeln. Daniel erkennt früh, dass Schokolade ein grosses Potenzial als « Gesunde und energiereiche Ernährung für die breite Bevölkerung » hat. In seinen Augen wäre eine fertige Mischung viel praktischer, würde von Anfang an echte nahrhafte Milch enthalten - Milch ist zu dieser Zeit in den Städten rar und wird oft gefälscht - und könnte gut aufbewahrt werden. Aber alle aus der Branche halten eine solche Mischung für unmöglich. Er beginnt mit seiner Suche nach einer Lösung…

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In der Rue de Bosquet ist ihr Nachbar Henri Nestlé, der dort bereits sein revolutionäres Kindermehl produziert.

Nestlés Unternehmergeist und seine bahnbrechende Erfindung inspirieren Daniel. Der Milchkondensator, den Henri Nestlé verwendet, um der Milch das Wasser zu entziehen, bringen Daniel auf die Idee, nicht mehr vergeblich zu versuchen, den Kakao mit frischer Milch zu vermischen. Er erkennt ausserdem, dass er neben all den Schokoladenherstellern eine « Spezialität » anbieten muss, um einen entscheidenden Konkurrenzvorteil zu haben und dauerhaft erfolgreich zu sein.

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Nach dem Tod seines Bruders Julien im Februar 1869 geht die Schokoladenfabrik vollständig in Daniel Peters Besitz über. 

Er widmet sich fortan nur noch der Herstellung der damals verbreiteten Trinkschokolade und seiner Forschung nach der « magischen » Rezeptur für Milchschokolade. Das Kerzengeschäft wird von seiner verwitweten Schwägerin übernommen und weitergeführt.

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1875 begann Daniel Peter zum ersten Mal Kakao mit Kondensmilch zu einem angenehm süssen, haltbaren Pulver zu mischen. Die Milchschokolade ist geboren!

Mehrere Jahre Forschung und unzählige Versuche waren nötig. Daniel Peter notiert alle seine Erfolge und Fehlschläge in seinem geheimen Notizbuch. Er beschreibt diese Zeit einmal so:

« Es brauchte unzählige misslungene Versuche, bis es geschafft war. Man darf auch nicht vergessen, das die Sterilisation noch nicht erfunden war. Manchmal hatte ich ein zufrieden stellendes Ergebnis meiner Mischversuche erreicht - obwohl alle immer sagten, dass eine solche Mischung unmöglich war - und war überglücklich. Wenn ich aber ein paar Wochen später die Muster untersuchte, schlug mir ein saurer Geruch von schlecht gewordenem Käse oder ranziger Butter entgegen. Ich war verzweifelt, gab aber nicht auf. Ich machte weiter und arbeitete so viel und so hart wie ich konnte. »

Daniel's Peter office